Die «Drei Könige»
von Ernst-Louis Bingisser
Das Hotel Drei Könige zuoberst am Klosterplatz in Einsiedeln ist ein Haus mit langer Tradition. Das erste Gebäude an dieser Stelle kann bis 1600 zurückverfolgt werden. 1619 findet sich – auf einem dem damaligen Abt gewidmeten Stich von Paul Stacker – sogar schon eine erste Abbildung. Der wahrscheinlich erste Hausbesitzer hiess Zingg, seines Zeichens Säckelmeister der Waldstatt Einsiedeln.
Nach mehreren Besitzerwechseln kam das alte Giebelhaus zu den Drei Königen 1731 in den Besitz des Wundarztes und Waldstattschreibers Balthasar Eberle. Sein 1734 geborener Sohn Johann Kaspar Anton Eberle liess sich an den hohen Schulen zum Doktor der Medizin ausbilden und richtete nach dem Studium in dem geräumigen Haus eine Arztpraxis ein.
Im 18. Jahrhundert wurden den Drei Königen zwei Seitengiebel aufgesetzt. So präsentiert sich das oberste Haus des Dorfes auch auf einer um 1785 von Joh. Jak. Aschmann lavierten Zeichnung. Das Erscheinungsbild dieses stattlichen Hauses mit Satteldach und Quergiebeln blieb bis 1970 erhalten. An dem schönen Gebäude war der Hauptgiebel genau auf die Nordwestecke der barocken Klosteranlage ausgerichtet. Auch die Front des heutigen Hotels ist ganz klar dem Kloster zugewandt.
Im Jahre 1863 ging das Haus, unterdessen zu einem Gasthaus geworden, an den in Einsiedeln zugewanderten Elsässer Joseph Outry. Im Jahr 1872 wurde Vater Outry als Stammvater des letzten Geschlechts in das Waldstattrecht von Einsiedeln aufgenommen. Sein Sohn gleichen Namens konnte sich in die einst wichtigste Drucker- und Verlegerdynastie auf dem Platze, in die Familie Benziger, einheiraten. Zudem gelang es ihm, durch Kauf der Unteren Drei Könige die obere Liegenschaft zweckmässig zu arrondieren.
Nach mehreren Pächterwechseln auf den Dreikönigen verkaufte die Familie Outry das Hotel 1927 an Richard Heini. Zusammen mit seiner Frau Olga Heini-Märki führte diese Familie nun das Hotel während vier Jahrzehnten bis 1967 durch gute und schlechte Zeiten. Auf die Krise der 30er Jahre und den Zweiten Weltkrieg folgten mit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung ab 1950 eindeutig bessere Zeiten. In der Ära Heini erfolgten immer wieder Renovationen, die grösste in den Jahren 1928 – 31.
1968 kam das Wirtepaar Nando und Silvia Calore-Reichmuth als neues Wirtepaar auf das Hotel zu den Drei Königen. Da brach in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1970 völlig unerwartet ein grosser Brand im oberen Teil der Drei Königen aus. An Stelle des schönen alten Giebelhauses entstand ein Jahr später ein von Architekt Walter Petrig konzipiertes, der Moderne verpflichtetes neues Hotelgebäude.
Im Jahre 2002 erwarben Werner und Maja Hübscher, die zuvor erfolgreich als Pächter im Hotel Bären tätig waren, das Hotel zu den Drei Königen. Während 22 Jahren führten sie den Betrieb an bester Lage in Einsiedeln mit viel Herzblut, Professionalität und Weitsicht. So haben sie das Hotel durch mehrere Umbauetappen und dem Aufbau eines sechsten Stockwerks mit Sauna-Landschaft und Massageraum und ausserdem mit einmaliger Sicht aufs Kloster zum besten Haus am Platz gemacht. Heute präsentiert sich das Hotel Drei Könige als Familienbetrieb von mittlerer Grösse mit 49 Zimmern, einer grosszügigen Terrasse, kleineren und grösseren Sälen, einem Seminarbereich und dem schmucken Paracelsussaal.
Auf anfangs September 2024 haben nun Werner und Maja Hübscher altershalber ihr Hotel an Quirin Schaer und seine Frau Monique verkauft. Der junge und leidenschaftliche Hotelier und Gastgeber wird das Drei Könige im Sinne der bewährten Philosophie seiner Vorgänger weiterführen, was insbesondere die Gäste von nah und fern freuen wird. Er möchte mit dem bewährten Team den Weg in die Zukunft gehen, die Wertigkeit des Hotels Drei Könige erhalten und weiterhin jeden Gast in familiärer Atmosphäre mit Aufmerksamkeit und Charme herzlich willkommen heissen und ihn buchstäblich spüren lassen, dass er König ist. Gleichzeitig will der kreative Gastronom aber auch Visionen zum Hotel Drei Könige und Ideen zu weiteren Projekten mit der Zeit wachsen lassen.